Hermanns Bruder: Wer war Albert Göring (B007XTAI5I) by William Hastings Burke

Hermanns Bruder: Wer war Albert Göring (B007XTAI5I) by William Hastings Burke

Autor:William Hastings Burke [Burke, William Hastings]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbücher/Geschichte/Biographien, Autobiographien
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2012-04-26T04:00:00+00:00


Ich hatte meinen ersten Eindruck von Charváts Fall dem britischen Dokumentarfilm The Real Albert Goering zu verdanken. Dieser vertritt, gestützt auf Interviews mit Jiřiná Rejholvová und mit Christine Schöffel, der Tochter von Alberts gutem Freund Ernst Neubach, die These, Albert Göring habe Charváts Freilassung erwirkt. »Er fand den Briefkopf seines Bruders Hermann Göring, und er schrieb in Hermann Görings Namen einen Brief an den Lagerkommandanten in Dachau, Dr. Charvát solle freigelassen werden. Das Problem war nur: Als der Lagerkommandant diesen Brief bekam, wusste er nicht, was er tun sollte, weil es zu der Zeit in Dachau zwei Dr. Charváts gab. Also ließ er beide frei.« So schildert Christine Schöffel in dem Dokumentarfilm die Ereignisse.121 Nach dieser Aussage und einer Überleitung mit triumphaler Musik beschreibt Jiřiná Rejholvová die Heimkehr ihres Vaters, was den Eindruck erweckt, ihre Familie sei derselben Ansicht.

Ich hatte keinen Grund, an dieser Darstellung zu zweifeln, denn bei meinem Besuch im Nationalarchiv in Washington fand ich Dr. Charvát auf der Liste der Geretteten an sechster Stelle. In Deutschland besorgte ich mir dann die Kopie eines Zeitschriftenartikels von Ernst Neubach mit dem Titel »Mein Freund Göring«. Da Christine die ganze Geschichte von ihrem Vater gehört hatte, war es wenig verwunderlich, dass dieser Artikel sie bis auf kleinere Abweichungen stützte. Neubach wiederum hatte die Geschichte aus dem Mund Albert Görings gehört. Seiner Version nach entwendete Albert nicht das Briefpapier seiner Bruders und fälschte auch nicht seine Unterschrift, sondern benutzte Briefbögen, auf denen der Name und das Wappen der Familie abgebildet waren, und unterschrieb nur mit »Göring«.122 Wenn das stimmt, war Alberts Vorgehen geradezu genial. Technisch gesehen, konnte man ihm keinen Betrugsversuch nachweisen, folglich konnte er nicht belangt werden, wenn der Coup aufflog. Als Mitglied der Familie Göring hatte er das Recht, ihr Wappen im Briefkopf zu führen und mit »Göring« zu unterzeichnen. Den Brief zu interpretieren blieb allein dem Lagerkommandanten überlassen, und dieser ging offenbar davon aus, dass er von seinem mächtigen Vorgesetzten stammte, nicht von dessen findigem kleinem Bruder.

Und schließlich nahm ich im Tschechischen Staatsarchiv Einsicht in das auf den 17. Dezember 1946 datierte Vernehmungsprotokoll, welches im Auftrag des Innenministeriums erstellt worden war. Darin behauptete Albert Göring: »Zu einem Zeitpunkt, den ich nicht mehr genau benennen könnte, traten die Frau des Professors Josef CHARVÁT und der Arzt Dr. BLAZIL, der auch meine Frau betreute, an mich heran und baten, mich für ihren Mann einzusetzen … Ich schrieb einen Brief an die Lagerleitung und sorgte für CHARVÁTS Freilassung.« In demselben Dokument ist auch Alberts Aussage verzeichnet, er habe einem Dr. Diviš, dem Sohn eines weiteren Medizinprofessors, in ganz ähnlicher Weise geholfen: »Der Sohn von Professor DIVIŠ war während der Studentenunruhen 1939 verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht worden. Auch in seinem Fall wandte ich mich an die Lagerleitung und erwirkte seine Freilassung.«123 Professor Diviš steht auf Alberts Liste an siebter Stelle.

Angesichts all dieser Belege hatte ich erwartet, von Charváts Enkel eine ähnliche Geschichte zu hören …

Aber nein: »Es war nicht Göring, der meinem Großvater geholfen hat, sondern der König von Schweden. Sie kannten sich über die Pfadfinderbewegung.



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